Riminis "Bodenprobe" aus Kasachstan

By sb

10.05.2011 / Neue Presse

Hier hat er mal Tanklastwagen gefahren, in der Steppe, die hinter ihm auf Großleinwand vorbeiläuft. Heute ist Heinrich Wiebe Hausmeister in Deutschland und hat viel zu erzählen. Der Ingenieur Gerd Baumann hat in Kasachstan nach Erdöl gebohrt.

Auf der Cumberlandschen Bühne strampeln sie sich auf einem Laufband und einem Fahrrad ab und tun so, als trieben sie damit die fahrende Filmkamera an. Lustiger Effekt. „Bodenprobe Kasachstan“ folgt den Lebenswegen von in Deutschland lebenden Kasachen, in Kasachstan arbeitenden Deutschen.

Stefan Kaegi, einer von „Rimini-Protokoll“, wendet die erprobte Methode der Gruppe an: Theaterlaien, die viel zu sagen haben, stellen ein Stück Wirklichkeit dar, ihre Wirklichkeit. Darin sind die Laien Experten. Hier entsteht das Bild eines Landes, das zu den zehn größten der Welt gehört, reich an Bodenschätzen ist und der zumeist armen Bevölkerung ein hartes Leben zumutet. Beeindruckend ist aber, wie unverdrossen sie das meistern: ganz herzliche Dialoge zum Beispiel, die Kasache Nurlan Dussali, der in Deutschland Energiehandel betreibt, im Film mit seiner Mutter führt.

Dreisprachige Schriftbänder lösen jedes Übersetzungsproblem. Am schönsten ist es, wenn man gar keine Sprache mehr braucht. Der Rimini-Reisebericht bringt im Pflichtteil Infos über ein hier nahezu unbekanntes Land, hält sich aber nicht lange damit auf. In der Kür leistet der Theaterabend noch viel mehr. Man lernt Menschen kennen, die aus erster Hand erzählen. Das dürfte überall funktionieren. Das Stück wird durch Europa touren und sogar in der Tatarenstadt Kasan an der Wolga gastieren. Viel Beifall.
 


Projects

Bodenprobe Kasachstan (Soil Sample Kazakhstan)