By Fabienne Tanoa
23.10.2017 / Aargauer Zeitung
Mit der Aufführungsserie, die sich Griechenland und insbesondere Athen widmet, startet das Kurtheater Baden in die letzte Saison vor dem grossen Umbau.
Das Licht geht aus, der Film fängt an. «Wer hatte schon mal Selbstmordgedanken?», werden die 103 Menschen gefragt, die vor sieben Jahren bei der Aufführung von «Prometheus in Athen» auf der Bühne standen. Die Menge teilt sich in zwei ungleiche Gruppen – «Ich» oder «Ich nicht». Die Blicke sind auf jene wenige gerichtet, die auf der «Ich»-Seite stehen. Ein bedrückendes Gefühl. Die 103 Menschen sind alles Laien und repräsentieren die Bevölkerung von Athen aus statistischer Sicht. Durch Dutzende solcher Fragen lernt der Zuschauer das Volk von Athen kennen – die statistischen Zahlen wie auch die individuellen Schicksale und Geschichten.
Sieben Jahre und eine Schuldenkrise später stehen fünf dieser Athener auf der Bühne im Badener Kurtheater. Auf der Leinwand wird der Film der Aufführung in Athen gezeigt, bei der sie damals mitgemacht haben. Parallel zum Film beantworten die fünf die Fragen noch einmal. Manchmal ist die Antwort die gleiche wie damals, manchmal wählen sie die andere Seite. Um ihre Antworten zu erklären, wird der Film immer wieder gestoppt, es wird geredet, diskutiert, erklärt. Durch die Spontanität der Aufführung entstehen immer wieder lustige, aber auch nachdenkliche Momente. Einmal wird sogar das Publikum mit einbezogen und mit Fragen konfrontiert. «Wer war schon einmal in Griechenland?», oder «Wer von euch glaubt an Gott?».
«Letzte Saison richtig geniessen»
Die unkonventionelle und ehrliche Aufführung kommt beim Publikum gut an. Vor und nach der Vorstellung sind aber nicht nur die Veränderungen in Griechenland das Thema, sondern auch jene des Kurtheaters Baden. Nach jahrelangem Rechtsstreit um die Neugestaltung startet das Kurtheater in die letzte Saison vor dem grossen Umbau. «Wir freuen uns wahnsinnig», sagt Lara Albanesi, die seit bald zehn Jahren die Gesamtleitung innehat. Ende März soll eine «Abbruchparty» den krönenden Abschluss bilden, bevor das Theater nach zweijähriger Bauzeit in neuem Glanz erstrahlt. «Jetzt möchten wir aber die letzte Saison nochmals richtig geniessen», betont Albanesi. Gestartet wird mit der Serie «Griechischer Herbst», die insgesamt acht Aufführungen bis Mitte November beinhaltet.