Fünf Jungs verwandeln sich in Waffennarren

By Jens Holst

12.02.2002 / Frankfurter Neue Presse


Fünf Jungs und ihre Reise durch die Welt der Waffen: „Shooting Bourbaki“ auf der Studiobühne des Frankfurter Mousonturms.

Alles spielt sich ab vor einem mächtigen Alpen-Panorama: ruhige, schneebedeckte Bergspitzen, eingerahmt von Geröllhalden und blauem Himmel. Doch die erhabene Stille der Gebirgslandschaft findet auf der Bühne schnell ihr Ende. Hier tummeln sich fünf Jungs aus Luzern zum „Knabenschießen“, wie Helgard Haug, Stefan Kaegi und Daniel Wetzel ihr Stück im Untertitel nennen. Adrian, Diego, Valentin, Thomas und Ahmed sind das, was die drei Regisseure „Ready-Made-Darsteller“ nennen: Menschen, die keine Schauspieler sind, aber auch keine Laien, denn sie versuchen sich nicht an komplexen Rollen. Alle mehr oder weniger im Stimmbruch-Alter, sind die fünf mit ihren Regisseuren hinausgezogen in die eidgenössische Welt der Waffen. Schießstände haben sie besucht und zum ersten Mal eine richtige Pistole in der Hand gehabt. Mit Paint-Ball-Gewehren sind sie durch das winterliche Unterholz gepirscht und haben gegenseitig Jagd aufeinander gemacht.

Die Dokumente dieser Recherchen aus einer Gesellschaft, die einen eigentümlichen Waffenfetischismus pflegt, verschmelzen auf der Bühne mit den Träumen der Jungs. Da erzählt Adrian von dem Marilyn-Manson-Poster in seinem Zimmer und gibt mit gebrochener Bass-Stimme ein paar Zeilen zum Besten: „Fuck You“. Kurz darauf hüpft die ganze Mannschaft zu den harten Rock-Klängen von Manson. Da präsentiert Diego sein letztes Weihnachtsgeschenk, eine CD der Hip-Hop-Band „Cypress Hill“, und spielt ein Stück daraus. Fragmente einer Popkultur, die Aggression widerspiegelt und mitunter selbst kultiviert, deren Spuren sich überall im Stück wiederfinden: in den kleinen Choreografien, Bewegungen und Haltungen.

Das Regie-Trio und ihre Darsteller unternehmen diese Reise jedoch nicht, um zu moralisieren. Der erhobene Zeigefinger fehlt „Shooting Bourbaki“ völlig. Das mag mancher bedenklich finden, doch es ermöglicht die unverstellte Sicht auf das Erleben der Darsteller. Und darauf, womit Helgard Haug, Stefan Kaegi und Daniel Wetzel sie konfrontiert haben. Ein erhellendes Stück.


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Shooting Bourbaki