By Rico Bandle
08.07.2006 / Blick
Wie macht man glaubwürdiges Theater? Man nehme anstatt Schauspieler normale Menschen, die von ihren Erlebnissen erzählen. »Dokumentarisches Theater» nennt sich das, eine Spezialität der Gruppe Rimini-Protokoll.
In Schillers dreiteiligem Monumentalwerk «Wallenstein» geht es um den Aufstieg und Fall eines Feldherrn, um Macht, Loyalität, Verrat und Liebe. Bei Rimini-Protokoll ist die Hauptperson ein Jungpolitiker, mit 29 war er Fraktionschef der CDU in Mannheim, dann wurde er von den Parteikollegen hinterhältig fallen gelassen.
Aber da sind auch zwei Vietnamkriegsveteranen, ein ehemaliger DDR-Polizist, eine Astrologin und – der heimliche Star – die Geschäftsführerin einer Seitensprungagentur.
Die Profis von Rimini-Protokoll verweben die Erlebnisberichte geschickt miteinander. So, dass Schillers Drama klar erkennbar wird. Zwischendurch klingelt mehrmals das Telefon der Seitensprungagentin; das Publikum hört mit, wie sie mit ihren (echten) Kunden redet.
Das alles ist unterhaltsamer als jede Seifenoper und intelligenter als manch eine theoretische Abhandlung. Nur schade dauert das Gastspiel bloss drei Tage.