Wenn der Markt zur Theaterbühne wird

Uraufführung von „Markt der Märkte“ – Originelle Außenproduktion vom Theater Bonn

Von BERNDWARD ALTHOFF

24.10.2003 / Bonner Rundschau

BONN. Mittwoch, 24. September 2003, 17.50 Uhr: Der DAX in Frankfurt steht bei 3402 Punkten (leicht fallend), drei Kilo Bananen bei den Collins auf dem Marktstand Nr.18 fallen auch: nicht auf das Marktpflaster, sondern im Preis – versteht sich! Schon um 17.15 Uhr sind die 3,50 Euro auf der Papptafel längst Makulatur, knochentrocken ruft Sven Collin „Drei Kilo (jetzt steigt die Stimme) zwei Euro!“ Um 18.30 Uhr werden die gelben Dinger für einen lumpigen Euro unters Volk gebracht.
Ja wo sind wir hier denn? Auf dem Basar? Ja doch, auf einem bönnschen Basar und doch im Theater! „Markt der Märkte“ war gestern Abend zur Uraufführung angesagt, die erste Außenproduktion vom Theater Bonn, die auf dem Bonner Markt stattfindet. Ausgeheckt von Helgard Haug und Daniel Wetzel vom Regie-Kombinat „Rimini-Protokoll“ und gespielt von leibhaftigen Markthändlern wie dem Bananen-Collin (einer von ihnen auch Joe gerufen) oder dem einzigartigen Jakob Hillebrand, Bonns virtuosem Spargel-Dreher Nr. 1. Nennen könnte man auch „et Agi“ und ihren Gatten Peter Deboré vom Stand für Südfrüchte.
Also, fürs Spielen und Deklamieren sind sich Jakob, Agi und Bananen-Collin zu schade: Sie müssen ihre Stimmbänder fürs Geschäft einsetzenm nicht für 30 bekloppte Theaterfreaks, die da oben auf der Metropol-Terrasse sitzen., Kopfhörer übergestülpt und Kultur schlürfend. Nein, für’s Spielen und Deklamieren wuseln sieben Statisten vom Theater Bonn zwischen den „Marktstraßen“, reden über ihr Statisten-Schicksal, beschreiben mit ihren Richtmikros das Marktgeschehen für die da oben mit ihren Kopfhörern, agieren als Pseudo-Käufer, versammeln sich plötzlich zu einem Chor, der ein Liedlein von den süßen Bananen singt mit dem sinnigen Refrain „Das Kilo zu Zweifuffzisch, -Fuffzisch, -Zisch. . .“ Kurzum, die Statisten steuern zum Marktgeschehen die „Meta-Ebene“ bei, wie das im feinen Soziologen-Deutsch wohl heißt. Zusätzlich hören die 30 Theaterbesucher über ihre Kopfhörer O-Töne von Börsianern auf Frankfurt, die eine Verbindung vom feinen Börsenparkett am Main zum grob gefügten Marktpflaster am Rhein herstellen. Die Botschaft ist klar: Die Märkte markten überall!
Was soll man davon halten? Großes Theater ist das nicht, will es auch nicht sein. Aber originell und unterhaltend ist das Spiel mit und über Jakob, Agi, Bananen-Collin, Eier-Horst und den Statisten allemal. Gespielt wird jeden Mittwoch bis Weihnachten von 17.50 Uhr bis 19.20 Uhr, wenn das städtische Kehrmännchen-Rollkommando um Thomas Hentschel dem Markt den Garaus bereitet. Auch ihnen ein Applaus, Applaus!


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