Spione im Kröpcke-Center

Hannover, Gesichter & Geschichten

Von flo

12.06.2002 / Hannoversche Allgemeine Zeitung

Irgendwas stimmt hier nicht. Verstreut herumstehende Menschen beginnen plötzlich wie wild zu rennen und zu tanzen. Einige Passanten bleiben irritiert stehen, andere machen spontan mit. Was sie nicht wissen: Im zehnten stpck des Kröpcke-Centers lauern – die Feldstecher im Anschlag – „Spione“, die das Treiben genau beobachten. Jörn Sander (19) ist einer von ihnen. Mittels Wanzen und Mikrofonen hört er, was gesprochen wird, über Kopfhörer bekommt er außerdem phantasievoll erdachte Regie-Informationen. Das Theaterkollektiv „Rimini-Protokoll“ macht für 30 Theaterforum-Fans in ihren versteckten Zuschauerlogen den belebten Platz in der City zur Bühne.

Doch nicht alle Theaterfreunde lenken ihre Blicke stets so, wie es ihnen die Regie über den Kopfhörer vorgibt. Zu verlockend ist die Gelegenheit, ungestört fremde Fenster und gehegte Dachterrassen auszuspionieren. „Ein Eingriff in die Intimsphäre ist das schon“, sagt etwas verlegen Iris Wanner (35). Auch Anja Schulz (30) hatte beim Fenstergucken oder bei der Beobachtung einer unbekannten Frau auf der Dachterrasse „ein ungutes Gefühl“. Ihre Freundin Sylvia Bleinroth (32) hingegen ist auf den Geschmack gekommen: „Ich hätte nicht gedacht, dass es so spannend sein kann, eine Person länger zu beobachten.“



Karten zum Zuschauen vom Kröpcke-Center aus gibt es für die ausstehenden Vorstellungen nicht mehr.



ungewöhnliches Zusammentreffen: Schauspieler und Passanten auf der „Kröpcke-Bühne“ – unbeobachtet von Zuschauern mit Ferngläsern. (Fotos: Fender)


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