13.07.2006 / Berliner Tip
Mit ihren Theater-Installationen betreibt das Regiekollektiv Rimini Protokoll Wirklichkeitserkundungen, bei denen Theater und soziale Praxis irritierend ineinander kippen zuletzt beim Theatertreffen mit ihrer"Wallenstein"- Variante, in der unter anderem linksradikale GIs, der Polizeichef von Weimar und ein Mannheimer CDU-Politiker auftraten. Und jeder spielte sich logischerweise selbst. Das Rimini-Projekt, das jetzt ins HAU kommt, ist wieder eines dieser raffinierten Manöver, echtes und inszeniertes Leben kurzzuschließen. Regisseur Stefan Kaegi versetzt die Zuschauer auf einen virtuellen Balkan-Trip und in die Lebens- und Arbeitswelt von bulgarischen Lkw-Fahrern, die zu Dumpinglöhnen die Schmutzarbeit der Globalisierung machen: fahren, fahren, fahren.
Der Zuschauerraum und die Bühne: ein Lkw, der durch Berlin fährt, während ein Film aus Bildern und Geschichten abläuft. Auf der zweistündigen Reise zu Verladerampen, Containerhafen und Lagerhallen wird die Stadt zum Ready-Made-Bühnenbild.