Von Inga Laas
01.02.2018 / Greenpeace Magazin
In der Installation «win > < win» (2017– 2018) betrachtet das Publikum Quallen in einem Aquarium. In einem zweiten Raum hinter dem Aquarium sitzen ebenfalls ZuschauerInnen. Das Publikum auf der einen Seite betrachtet also die von Quallen umgebenen Menschen auf der anderen und umgekehrt. «Quallen profitieren anscheinend von all dem, was wir anrichten», sagt Helgard Kim Haug von Rimini Protokoll. «Die Erwärmung und die Verschmutzung der Meere lässt ihre Population wachsen. Sie werden zu einem globalen Problem und zu einer grossen Bedrohung.»
Zusammen mit Stefan Kaegi und Daniel Wetzel nutzt sie die Frage «Was wäre, wenn ...?» als Ausgangspunkt, um die Realität mit Theater, Film, Hörspielen und Installationen zu entlarven. Wissenschaftliche Erkenntnisse sollen zugänglicher gemacht werden, indem man sie aus ihrem starren Korsett herauslöst: «Die Kunst forscht mit anderen Mitteln, und die Wissenschaft tut gut daran, kreativ zu sein. Treffen sich die beiden, lassen sich Probleme besser vermitteln.» Ent scheidend für die künstlerischen Arbeiten von Rimini Protokoll sei das Sich-ins-Verhältnis-Setzen: «Wir wollen Gedanken strapazieren zur Frage, wie die Welt in fünfzig Jahren aussehen wird. Wir hoffen, etwas bewegen zu können, auch wenn wir keine eindeutigen Lösungen mitgeben. Das ist möglicherweise der Unterschied zu Aktionen, die ausschliesslich auf ein bestimmtes Verhalten oder eine be stimmte politische Haltung abzielen.»
Als Helgard Kim Haug, Stefan Kaegi und Daniel Wetzel sich in den 90ern an der Universität in Giessen (D) in Angewandte Theaterwissenschaften ausbilden liessen, konnte wohl niemand ahnen, wie viel Zündstoff sich aus dem 2000 gebildeten Autoren-Regie-Team Rimini Protokoll ergeben würde. Das Angewandte Theater zur Eröffnung ungewöhnlicher Sichtweisen auf unsere Wirklichkeit steht stets im Mittelpunkt ihrer Arbeiten.