Von Stefan Petraschewsky
25.09.2017 / MDR Kultur online
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Auszug:
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Stück #4 "Träumende Kollektive. Tastende Schafe" - Rimini Protokoll ist das Highlight
Und nochmal Kleines Haus. Und Mitmachtheater. Beim Einlass werden die Schuhe ausgezogen. Dann sitzen wir, die Zuschauer, uns paarweise gegenüber. An einer Art Terminal vor einem Smartphone-Bildschirm. Willkommen im Jahr 2047. Es ist auch irgendwie Bundestagswahl. "Iris" heißt das Regierungssystem. Es ist ein Rechner, der uns mit süßer Kinderstimme anspricht. So sind wir gleich emotional beteiligt. Vielleicht auch eingelullt.
Aber zunächst machen wir bereitwillig mit, beantworten harmlose Fragen wie: "Sind sie froh, im Jahr 2047 zu leben?" Oder Fragen nach den Essgewohnheiten. Als Antwort leuchtet der Bildschirm dann in verschiedenen Farben, je nachdem, ob wir rot, grün, gelb oder blau gedrückt haben. So entsteht mit der Zeit ein Profil. Dann geht es in den Raum. Das Smartphone jetzt am Handgelenk wie eine Uhr. Das Smartphone zeigt weiterhin unsere Antworten. Aber die Antworten sind jetzt für die anderen sichtbar. Schon komisch. Wollen wir das?
Irgendwann die Frage: "Sind sie schon einmal bewusst nicht zur Wahl gegangen?“ Diejenigen wenigen, die hier "ja“ gedrückt haben, bleiben plötzlich im Raum stehen wie an einem Pranger. Das ist dann nicht mehr lustig. Wer sich hier verweigert, weiß aber auch: Bei Stimmenthaltung entscheidet Iris aufgrund ihrer Daten!
Dumm gelaufen, weil die eigene Souveränität abgegeben ist. Als Zyniker könnte man sich retten, indem man sich seine Antwort jetzt nur denkt, und wartet, ob Iris so entscheidet, wie man es selbst entschieden hätte. Vielleicht gehöre ich deshalb am Ende in die Gruppe der "Penguins on ice". Schwarzer Frack im Nirgendwo soll das wohl heißen. Als Maske sind die "Penguins" nun aufgefordert, einen Schnabel umzubinden und ein "Nest" zu bauen. Was wir bauen - und die anderen auch - sieht allerdings mehr nach Festung aus.
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