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Beim zweiten Intermedium-Festival im Karlsruher ZKM ging es um "X oder 0: Identitäten im 21. Jahrhundert".

Von Joachim Schneider

26.03.2002 / taz

(...) Dem Festival kann man das nicht vorwerfen. Im Gegenteil. Mit großer Lust zelebrierte es X und X und noch mal X: Nicht nur thematisch zeigte es sich unendlich variabel, sondern auch formal. Ausgangspunkt war einmal das Hörspiel, das von der Radiokunst zur Medienkunst avancierte: zum Hörstück, zur Performance, zur Installation, zum Enviroment - also zur intermedialen Mischform von allem; visualisiert wird das Ganze über Bildschirm, Leinwand oder auf der Bühne. So inszenierte Stefan Kaegi sein Stück "Glühkäferkomplott" mit drei Schauspielern, das imposante Bühnenbild stammt aus einem trashigen Endzeitszenario, die Handlung ist nur mit Hilfe des Programmheftes zu verstehen: Silvia und Reto kämpfen im Untergrund gegen globale Werbekampagnen, an verdrahteten alten Schreibtischen basteln die beiden aus Haushaltsutensilien und Lebensmitteln seltsame Waffen, während ein Insektenforscher Borkenkäfer projiziert, die sich durch ein auf Holz aufgezogenes Plakat von Kate Moss fressen. Sich gegen Reglementierung und Effizienzdenken in Ungeziefer zu verwandeln, ist so neu nicht, aber das Spektakel war kurzweilig und glänzte mit vielen hübschen Einfällen (...)


Projekte

Glühkäferkomplott (Hörspiel)