Von Der Spiegel
10.07.2000 / Der Spiegel
Für manche ist es Mief, andere inhalieren ihn gierig: den Duft der U-Bahnstationen. Die Berliner Künstlerin Helgard Haug, 31, hat ihn unter dem geruchsintensiven Alexanderplatz in Flakons gefüllt. Seit kurzem kann man auf dem Bahnsteig der Linie U2 das „U-deur“ getaufte Duftwasser aus dem Automaten ziehen. Die besondere Note beschreibt Haug als „etwas Backshop, etwas Ölstaub und viel Technik“. Ein Holzmindener Parfümeur hat die Duftmischung für die Serienproduktion aus synthetischen Stoffen zusammengebraut. Mit ihrer Aktion will die Künstlerin „einen Ort der Mobilität selbst mobil machen“. Gekauft werde der Flakon hauptsächlich von Leuten, die eine Weile aus der Hauptstadt fort müssen und sich ein Stück Berlin zum Schnüffeln mitnehmen möchten. Zum Parfümieren, warnt Haug, sei das strenge Duftwasser eher nicht geeignet.