Von Petra Rathmanner
11.06.2012 / Wiener Zeitung
Wer glaubt, dass es eine andere Lösung für Griechenland gibt als den Sparkurs?", fragt ein Schauspieler ins Parkett. Fast alle Besucher des Volkstheaters heben die Hände. "Danke, Österreich!" Eine Geste der Solidarität mit einem geprüften Land, eine Woche vor dem nächsten, richtungsweisenden Wahlgang; nur einer von vielen berührenden Momenten in dieser 90-minütigen Performance.
Vor zwei Jahren haben Helgard Haug und Daniel Wetzel von Rimini Protokoll in Athen die Aufführung "Prometheus in Athen" inszeniert. Wie üblich beim deutschen Theaterkollektiv waren nicht Schauspieler sondern Laien auf der Bühne. In diesem Fall 103 Athener, die sich mit dem antiken Prometheus-Mythos auseinandersetzten. Das Stück war nicht als Kommentar zur Krise geplant, aber es wurde einer, weil sich die Griechen in der Aufführung öffentlich über ihre Lebensbedingungen äußerten und auch zu Fragen Stellung nahmen wie: "Wer hält sich für mitverantwortlich für die Krise?" und: "Wer versteckt Geld vor dem Finanzamt?"
Nah am Zeitgeschehen
In Wien wurde dieses außergewöhnliche Theaterereignis nun als Filmmitschnitt im Volkstheater präsentiert. Fünf ehemalige Mitwirkende und eine in Wien lebende Griechin führen im Schnelldurchlauf durch den Film und ergänzen an exemplarischen Stellen das Screening durch ihre Live-Performance. Man erfährt dabei auch, wie viele Mitwirkende seit der Uraufführung ihre Arbeit verloren haben, die Stadt, das Land verlassen mussten. Das Unglück der Griechen wurde zu einem Glücksfall fürs Theater: Selten ist eine Aufführung so nah am Zeitgeschehen wie diese.
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Prometheus in Athen
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