U-deur

Von Helgard Haug

Der Geruch der U-Bahnstation U2 am Alexanderplatz wird von einem Parfümeur synthetisch reproduziert und kann von Reisenden an einem Automaten in der Station gezogen und mitgenommen werden.

Jeder Ort hat einen bestimmen, unverwechselbaren Geruch.

Der Bahnhof Alexanderplatz der U-Bahnlinie 2 füllt und leert sich. Jeder Reisende trägt neue und andere Geruchspartikel in den Raum, und doch scheint es eine permanente Geruchsbasis zu geben. Dieser spezifische Geruch ist im Kommen und Gehen verhaftet.

Nach was riecht dieser Ort?

Der Geruch scheint nicht bestimmbar, nach langer Abwesenheit jedoch erkennt man ihn als unverwechselbar, wie wenn man zurück nach Hause kommt und beim Öffnen der Tür sofort den bestimmten, klar umrissenen Geruch dieses vertrauten Ortes bemerkt und ihn augenblicklich wieder als gegeben 'neutralisiert'. Raumluft wird immer erst durch den Wechsel einer Lokation wahrgenommen.

Im April 2000 beauftrage ich den Parfümeur Karl-Heinz Bork eine Geruchsanalyse der Station der U-Bahnlinie 2 am Alexanderplatz durchzuführen.

Die Geruchswelt als Ganzes wird in ihre Einzelbestandteile zerlegt.

Aus dem Gang entlang der Bahnhofs-Station wird eine Duftstoff-Rezeptur, eine Formel dieses Ortes entwickelt.

Im Labor wird dieser Geruch synthetisch reproduziert.

Die spezifische Duftlandschaft wird so vom eigentlichen Ort abgelöst und mobil gemacht.

Von Juni 2000 bis Ende 2001 wird ein Automat auf der Station installiert. An diesem kann sich der 'Reisende' für ein 2 DM Stück den Geruch des Ortes ziehen, an dem er sich augenblicklich befindet.

Er kann sich nun von diesem Ort - dem Hier und Jetzt - entfernen und ihn doch jeder Zeit über die Duftstoffe betreten, wachrufen und erinnern. Er kann nun den speziellen Ort, den Bahnsteig Alexanderplatz der U2, transportieren und an jedem anderen Ort 'betreten'.

Die Aktion endet mit der Einführung des Euros.

Von: Helgard Haug
Mit: Perfumer Karl-Heinz Bork

Eröffnung: U2 Alexanderplatz / NGBK Berlin 2000, 8. Juni 2000