The Midnight Special Agency

Von Haug / Kaegi / Wetzel

Porträt einer Stadt in 23 fünfminütigen Monologen: „Wen repräsentieren Sie? Was ist Ihre Fiktion? Was ist Ihre Rolle?“

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Gesucht: Brüsseler, die jeden Tag eine Rolle spielen
Wem werden Sie heute etwas vorspielen? Wem setzen Sie welches Gesicht auf? Wo beginnt Ihre Bühne? Während dem Kunsten Festival des Arts werden im kommenden Mai in Brüssel hunderte von Schauspielern, Regisseuren und Tänzern auftreten. Gleichzeitig werden in der ganzen Stadt Tausende von Verkäufern, Auskunftspersonen, Versicherungsberatern, Bettlern, Taxifahrern, Ticketkontrolleuren, Beamten und viele mehr eine "Maske aufsetzen" und "in eine Rolle schlüpfen" um ihrem Beruf nachzukommen. Wie jeden Tag werden Sie ein Produkt oder eine Institution darstellen, indem sie nichts anderes tun als möglichst überzeugend Ihre Dienstleistungen anzubieten. Das deutsch-schweizerische Regie-Kollektiv Haug/Kaegi/Wetzel wird im Rahmen einer täglich stattfindenden, 5minütigen "Nachrichtensendung" genau diesen Formen von alltäglichem Theater eine Bühne geben. Dazu suchten sie 23 Brüsseler, die sich an ein bis zwei Abenden darauf eingelassen haben, aus ihrem täglichen Broterwerb herauszusteigen, um gemeinsam mit den Theatermachern ihren Alltag zu dokumentieren, ihn nach Theater abzuklopfen und ihre Tageshöhepunkte dem Festivalpublikum vorzustellen. Portrait einer Stadt in 23 kurzen Monologen, 23 1xPerformern und die Überschriften:

Klara Vanistendael, Vogelverkäuferin („Vögel denken nicht, sie imitieren“ // Birds don't think - they imitate), Pierre Heureux (Stummfilmpianist, Musée du Cinema: „Ich sehe, also spiele ich“ //Je vois donc je joue), Said Batik (Junger Mann von der Strasse: „Meine Kiez heisst Klein-Chicago“ //Mon coin s'apelle Petit-Chicago), Pat Lietart (Freihand-Tattoo-Spezialist: „Mein Arm wurde in Japan gemacht“ // My arm comes from japan), Lieve Biesmans, Flämischlehrerin („Gute Aussprache bedarf täglicher Übung“ // Correct pronunciation needs daily training), Jean-Pierre Dubois, Plane-Spotter („Meine Flugzeuge sind Charaktere“ // Mes avions sont des personnages), Harun Mohammed Badr  (Sandalenverkäufer: Zwei für fünf, fünf für zwei // Cinq pour deux, deux pour cinq), Yves Bertino, Hobbyfechter („ohne Kostüm wäre mein Theater tödlich“ // Without costume my theatre would kill), Daniel Alliet (Priester, „Ich versuche, über die Wirklichkeit zu sprechen“ // I try to speak about reality); Eric Pourtoy, Immobilienagent („time is on my side“ – nicht übersetzen, weil Song von den Stones), Manfred Grede (Schachrichter: „So ist das Leben, so ist Schach“ // Such is life and such is chess); Christine Leonard, Redenschreiberin („Ich bin Ghostwriter für einen Minister“ // I am the ghost-writer of a Minister), Patrice Epunzola, Fensterputzer („So tun als ob und Warten“ // Performing and waiting); Victor Michaux, Verkehrspolizist / Offizier Mobilität Bereich 5344 („Ich dirigiere den Verkehr von Brüssel, nicht den meiner Bienen“ // I direct Brussels - not my bees), Luc Lion, Sprecher Citroën SA („Performance heisst für mich: Penetration“ Performance pour moi c'est pénétration), Claude Janssens, Touristenführer („Ich bin überall auf der Welt ein typischer Belgier“ //I am a typical Belge all over the world); Sai Qing Zou, Wahrsagerin, am Abend der Parlamentswahl („Nach dem Sieg kommt die Diplomatie“ // La diplomacie après la victoire), Maud Vandenbrande, Krankenschwester in einem Heim für Alzheimerkranke („Damit Ihre Tage länger werden“ //Afin que vos jours se prolongent), Burkhard Doempcke, Simultandolmetscher („In meinem Theater habe ich keine Meinung“ //  My theatre excludes my own opinion), Nicole De Nève, Vorhangverkäuferin („Esc Ctrl, Ent @ home“); Fabien Poignant, Ubahnchauffeur („Mein Theater ist der Tunnel vor mir“ //My theatre is the tunnel), Sam De Bruyn, Schüler, mit Raïane Claes, Schülerin („Der Schulhof ist die Hinterbühne der Liebe“, Schoolyard is my backstage of love), Dirk De Graeve, Pyrotechniker („Ich kann Krieg simulieren“ // I can simulate war).

 

Von:  Helgard Haug, Stefan Kaegi, Daniel Wetzel

Produktion: Kunsten Festival des Arts, unterstützt durch Goethe Institut Brüssel
Aufführungen:  Brüssel, KfdA-Festivalzentrum La Bellone, 6.-24. Mai 2003