Chinchilla Spin-off, waswas

Von Helgard Haug

Mit Tourette Theater zu machen, scheint auf den ersten Blick unmöglich: Kein Text ist sicher, keine Bewegung wiederholbar. Die Bühnentechnik muss in Sicherheit gebracht, spezielle Hotelzimmer gebucht werden. Was nicht Tourette-kompatibel ist, wird geändert. Und diese Änderungen bilden ein Material, formen irgendwann einen Text, einen Anfang und einen Schluss.
Die Inszenierung „Chinchilla Arschloch, waswas“ wurde 2020 zum Berliner Theatertreffen eingeladen und das gleichnamige Hörspiel mit dem ARD Hörspielpreis 2019 ausgezeichnet. Für das Monologfestival entsteht nun aus diesem Material ein Spin-off über die Angst vor dem Kontrollverlust, Verbalattacken, Parlament-Tourette und die Frage, was eigentlich Normalität ist…
„Keine Absicht - nur Tourette", schickt Christian Hempel eilig voraus, wenn er sich unter Leuten bewegt. Seine Schimpftiraden und seine motorischen Ausbrüche sind nicht steuerbar. Sie sind Reaktionen auf die Welt, in der er sich bewegt. Das Tourette-Syndrom will Konfrontation und Aufsehen erregen. Das führt zu  Konflikten: ein Nachbar hat sogar versucht, eine einstweilige Verfügung gegen Christian zu erwirken. 
Wieviel Absichtslosigkeit hält das Theater aus? Wieviel Schutz kann es bieten, ist die Bühne doch für das Gegenteil geschaffen: Präzision, Wiederholbarkeit, Kontrolle, Weltgeschichte, Spektakel?
 
Mit: Christian Hempel
unterstützt durch Stefan Schliephake
Regie: Helgard Haug
Technische Leitung, Video, Licht: Marc Jungreithmeier
Produktionsleitung: Renée Merkel
 

Koproduktion TD Berlin im Rahmen des Monologfestival 2023 Gefördert durch die vierjährige Festivalförderung der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt Berlin

 
Team Produktion UA „Chinchilla Arschloch, waswas“ (11.04.2019)
Konzept, Text & Regie: Helgard Haug
Mit: Christian Hempel, Benjamin Jürgens, Bijan Kaffenberger, Barbara Morgenstern, Stefan Schliephake und Sven Lüders
Komposition & Musik: Barbara Morgenstern
Bühne: Mascha Mazur
Video: Marc Jungreithmeier
Lichtdesign: Johannes Richter
Dramaturgie: Cornelius Puschke
 
Eine Produktion von Künstlerhaus Mousonturm, Schauspiel Frankfurt und Rimini Apparat. Koproduziert vom Westdeutschen Rundfunk und HAU Hebbel am Ufer Berlin. 
Eingeladen zum Theatertreffen 2020.
Das gleichnamige Hörspiel wurde mit dem Hörspielpreis der ARD 2019 ausgezeichnet.