Chácara Paraíso
Chácara Paraíso
©João Caldas
Jede Nutzung des Fotos ist grundsätzlich honorarpflichtig. Bitte kontaktieren Sie den*die Fotograf*in.
Chácara Paraíso
(c) Stefan Kaegi / Rimini Protokoll
Die Verwendung der Bilder im Rahmen von Veranstaltungsankündigungen darf bei vollständiger und korrekter Copyright-Kennzeichnung honorarfrei erfolgen. Jede weitergehende Nutzung des Fotos, also auch die Verwendung bspw. zur Illustration von Rezensionen ist grundsätzlich honorarpflichtig. Bitte kontaktieren Sie den*die Fotograf*in.
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Chácara Paraíso (Landsitz Paradies) heisst das grösste Militärpolizisten-Ausbildungslager Lateinamerikas. 2000 Militärpolizisten lernen hier, im Norden São Paulos, wie man Menschen anspricht, kontrolliert und angreift. Zur Simulation der gefährlichsten Teile der Stadt wurde eine künstliche Favela aufgebaut, damit Polizisten "so wirklichkeitsnah wie möglich" Vorfälle simulieren können.
Kann die Polizei Verbrechen simulieren?
Können Künstler Polizei darstellen?
Die Theaterregisseure Stefan Kaegi (Deutschland) und Lola Arias (Argentinien), die hier erstmals zusammenarbeiten, haben Ausbildungszentren, Abschlussfeiern, psychologische Beratungsstellen, die Kavallerie, das Musikcorps und sogar die Kapelle der Militärpolizei von São Paulo besucht. Im Verlauf dieser Recherche entstand ein überraschendes, heterogenes Bild des Polizeiapparates – einer Parallelgesellschaft innerhalb der Gesellschaft Brasiliens.
Der Name Chácara Paraíso wurde für eine Installation gewählt, die Lebensläufe von Menschen ins Zentrum stellt, die irgendwann in ihrem Leben das Universum der Polizei durchquerten: Polizisten, ehemalige Polizisten und Verwandte. Die Inszenierung durchsetzt Dokumentarisches mit Fiktion, bis das Stück zu einer Wahrnehmungsübung für das Publikum wird, indem es eine vorschnelle Unterscheidung zwischen "gut" und "böse" in Frage stellt.
Die leeren, weil im Umbau befindlichen Räume im 14. Stock des SESC-Gebäudes der Avenida Paulista werden von der Kunst ausgewählter Menschen eingenommen, die keine Schauspieler sind. Sie rekonstruieren Szenen aus ihrem eigenen Leben – welches manchmal aus Fiktion besteht. Das Publikum begeht die Räume in kleinen Gruppen, und überwindet so eine Distanz zu Polizisten, die sich hier auf eine Art und Weise äußern, die ihnen in ihrer Rolle als Ordnungshüter versagt ist: Sie sprechen in der ersten Person.
Regie: Stefan Kaegi, Lola Arias
Mit: Roberto (Feuerwehr/ex-Polizist), Flávia (Notruftelefonistin), Marcel (Kontrabassist im Musikkorps der Militärpolizei), Sargento Amorim (Polizeihundetrainer) mit seinem Sohn, Agatha (zur Ruhe gesetzter Polizeihund), Jessica und Jefferson (Kinder von gerson, ex-Militärpolizist, heute Maurer), Sebastiao (pensionierter Polizist) mit seiner Frau, Beatriz (Zivilpolizistin), Marcelo (Ehemann von Beatriz und Zivilfahnder), Cleber (wegen Totschlag entlassener Polizist), Eliana (ex-Verkehrspolizistin), Luis Carlos (ex-Leibwächter des Gouverneurs von Sao Paulo), Oliveira (ex-Militrpolizist), Thiago (Offizier einer privaten Sicherheitsfirma)