Cargo Asia

Eine LKW-Fahrt durch Japan, Singapore und China

Von Kaegi / Karrenbauer

Nach 2 Jahren auf Tour mit Stefan Kaegis Cargo Sofia bringt Jörg Karrenbauer den zum Zuschauerraum umgebauten Lastwagen nach Japan und castet zwei japanische Fahrer, um sie auf eine Reise in den Hafen von Yokohama mitzunehmen. Unterwegs synchronisiert japanische Musik die Transitlandschaft mit den Erzählungen der Fahrer zu einem gelebten Roadmovie:
Aoki-san ist vor 62 Jahren in Brasilien geboren und vor 20 Jahren zurück ins Heimatland seiner Eltern, nachdem sein brasilianischer Lastwagen an der Grenze zu Paraguai gestohlen worden war. Jetzt fährt er Brathähnchen von Tokio nach Gumma in Nordjapan, wo die meisten in Brasilien aufgewachsenen Japaner wohnen.
Sein japanischer Kollege Hatanak-san hat das Land kaum je verlassen. Er fährt Bauschutt in den Hafen von Yokohama, wo daraus eine neue, künstliche Insel entstehen soll und sagt: "Wenn du vom Fujiyama in der Neujahrsnacht träumst, hast du das ganze folgende Jahr Glück. Und das selbe gilt, wenn du von Auberginen träumst - ich habe nie verstanden, warum."


Auf Japan folgt Singapore:
Ganes Ramachandran (33) und Ravidran Muniandy (44) haben vieles gemeinsam. Sie wuchsen beide in derselben Stadt im Norden Malaysiens auf und ihre Eltern sind Tamilen aus Südindien. Beide wohnen mittlerweile in Johor Bahru, der Grenzstadt zu Singapur. Und beide sind Truckfahrer. Aber kennen gelernt haben sie sich erst im Containerhafen von Singapur.
Von Johor Bahru führt eine Brücke zum reichen Nachbarstaat, auf der sich wegen penibler Kontrollen täglich ca. 1.500 LKWs stauen. Bis vor ein paar Jahren wurde per LKW sogar noch Wasser in den Inselstaat geliefert. Heute verlaufen große Wasserpiplines entlang der Brücke und im Westen der Stadt hat ein zweiter Grenzübergang geöffnet, der nur von LKWs genutzt werden darf.
Ravi und Ganes passieren diese Grenze jeden Tag. Mit ihren Mopeds brauchen sie ca. 1,5 Stunden bis zum Hafen. Dort fahren sie Container von einem Anlegeplatz für Schiffe aus Europa, zum nächsten Schiff, das sie weiter nach Australien oder Südostasien transportiert. Sie arbeiten immer in der Nachtschicht, weil dann die Ein- und Ausreiseschlangen am Immigrationoffice nicht so lange sind.
Wenn Ganes morgens gegen 8Uhr nach Hause zurück kommt, betet er zunächst mit seiner Frau, bevor sie zusammen frühstücken. Ganes fährt erst seit 4 Jahren LKW und seither immer nur im Hafen. Das will er noch ein Jahr machen, dann hat er genug Geld zusammen, um mit seiner Frau zurück nach Malaysia zu gehen und Farmer zu werden.
Ravis Frau und seine vier Kinder sind kürzlich wieder in ihr Heimatdorf zurück gezogen. Er sieht sie jetzt nur noch 2-3 Tage im Monat. Weil er in Singapur mehr als das doppelte verdient, konnte er dort ein Haus für sie bauen. Jetzt will er noch 6-7 Jahre so weiter machen, bis er genug Geld hat, um sich in Malaysia einen eigenen Truck zu kaufen. Und den will er so lange fahren, bis seine Augen nicht mehr mit machen.

Links:

http://www.cnngo.com/tokyo/play/cargo-tokyoyokohama-documentary-performance-back-truck-707891

http://www.youth.sg/content/view/7963/51/

Blogs

http://blogs.todayonline.com/forartssake/2010/05/14/singapore-arts-fest-the-cargo-team/

http://singartsfestival.wordpress.com/2010/05/22/on-cargo-goods-and-bads/