Bauprobe Beethoven

Von Haug / Kaegi / Wetzel

Die Beethovenhalle am Rhein war einer der ersten Repräsentationsbauten der Nachkriegszeit und Wahrzeichen der jungen Bundesrepublik. Modern und transparent in der Form, sollte sie dem neuen demokratischen Geist, für den die Bundesrepublik fortan stehen wollte, Ausdruck geben.

Beethoven erwies sich in jeder Hinsicht als der ideale Namensgeber. Nicht nur, weil er in Bonn geboren wurde, sondern weil seine Musik für Aufbruch und Neuerung steht, für die positiven Utopien von Freiheit, Gerechtigkeit und Völkerverständigung. Und so wurde die Halle nicht nur ein Zuhause für Musik, sondern auch für Bundesversammlungen, Parteitage, Stadtfeste und selbst für die umstrittene Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht”.

Die Geschichte der Halle ist eine Geschichte von Wiedergeburt, Glanz und Wohlstand, aber auch von Vernachlässigung, Bedeutungsverlust und Streitigkeiten. Derzeit wird die Halle umfänglich saniert – und gerade in ihrer momentanen Rohheit als Baustelle hat sie das Zeug zur Erzählerin.

In einer theatralen Baustellenbegehung kratzt Rimini Protokoll am historischen Edelrost der Halle, will ihre Geschichte freilegen. Im Zentrum stehen Fragen nach unserem Umgang mit immateriellem und materiellem Erbe: Wie transferieren wir Vergangenes in die Gegenwart? Was feiern wir bei einem Jubiläum? BAUPROBE BEETHOVEN stellt das Gedenken an Beethoven in den größeren Kontext des Erinnerns und Bewahrens.

Markenzeichen von Rimini Protokoll ist die Arbeit mit Menschen, die etwas zu erzählen haben. Auch das aktuelle Projekt bezieht Personen ein, deren Arbeit und Biographie eng mit der Beethovenhalle verbunden sind. »Bauprobe Beethoven« erweckt die Halle damit – vorzeitig – zum Leben. Das Gerippe wird zum Geisterhaus der BRD, zu einer Art „Palast der Bundesrepublik” als Gegenstück zum Palast, der in Berlin dem wiedererrichteten Stadtschloss weichen musste. Und appelliert vielleicht sogar an die »ewige Baustelle« Beethoven: mit dieser Gestalt werden wir niemals »fertig«!

Sa 12.09.2020  >> 11:00

Sa 12.09.2020  >> 15:00

So 13.09.2020  >> 11:00

So 13.09.2020  >> 15:00

 

Idee, Text, Regie: Helgard Haug, Stefan Kaegi, Daniel Wetzel

Mit: Horst Arnold, Alexander Brühl, Constanze Falke, Ursula Kosser, Lydia Lohmeier, Jürgen Nimptsch, Irmgard Nordbrock, Udo Skomorowsky, Michael Tänzer

Komposition: Ari Benjamin Meyers
Gespielt von: Asasello Quartett (Rostislav Kojevnikov – Violine, Barbara Streil – Violone, Justyna Śliwa – Viola, Teemu Myöhänen – Violoncello).

Gefördert durch die Kunststiftung NRW
Ein Projekt im Rahmen von BTHVN2020, ermöglicht durch Fördermittel der Bundesrepublik
Deutschland, des Landes Nordrhein-Westfalen, des Rhein-Sieg-Kreises und der Stadt Bonn.