Recherche- und Kreationspraktiken heute

Von Stefan Kaegi

Paris, Conservatoire National Supérieur d’Art Dramatique
03.02.2023

Die Begegnung zwischen Recherche und Kreation nimmt heute viele Formen an. In der Forschung ermöglichen künstlerische Praktiken einen sensiblen, intimen, subjektiven, fiktionalen oder phantasievollen Zugang zu den Erfordernissen der Untersuchung, der Relevanz des Feldes, den Wissensfragen oder der heuristischen Kapazität. Im Bereich der Kunst konnte das Forschungsparadigma die „Rückkehr der Realität“ in der zeitgenössischen Kunst, den Aufstieg dokumentarischer Praktiken in der Kunst, die Dynamik von Projekten an der Schnittstelle zwischen Kunst und Wissenschaft, die Erneuerung konzeptioneller oder kritischer Ansätze oder das Zusammentreffen von künstlerischen Praktiken und sozialem Engagement begleiten. Sowohl für Künstler als auch für Forscher scheint es wesentlich zu sein, diese Fähigkeit zu entwickeln, den Werkzeugen der Schöpfung zu vertrauen. Es ist auch wichtig, die Forschung-Kreation in den Mittelpunkt aktueller politischer Fragen zu stellen und diese Art der Forschung mit den großen zeitgenössischen Perspektiven zu verbinden, wie z. B. der Umweltkrise, der Wiederbelebung des Feminismus oder dem Dekolonialismus. Die Konvergenz zwischen Forschung und künstlerischen Praktiken eröffnet andere Möglichkeiten, die Welt zu verstehen und sie sensibel zu machen.