SOKO São Paulo

Von Lola Arias und Stefan Kaegi

Warum werden Menschen Polizisten? Ist es das Abenteuer, die Waffe, der Gerechtigkeitssinn, der Beamtenstatus oder der Glaube an die Demokratie?

São Paulo ist einer der gefährlichsten Orte der Welt. München ist die sicherste Stadt in Deutschland. Im Bundesstaat São Paulo arbeiten über 150.000 Polizisten - in München 6000. In São Paulo wurden im letzen Jahr über 50 Polizisten im Dienst erschossen. Die Münchner Polizei musste die Schusswaffe in derselben Zeit so gut wie nie verwenden.

Hier wie dort üben Polizisten in Trainingsanlagen, sekundenschnell zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. In São Paulo wird in einem Favela-„Bühnenbild“ auf Pappfiguren geschossen: Eine Frau mit Pistole erscheint - schießen! - Ein Journalist mit Fotokamera erscheint - nicht schießen! In München wird dasselbe im sogenannten „Schiesskino“ geübt. Auf der Leinwand läuft eine Art moderner Westernfilm: Männer mit Motorhelmen heben die Arme - nicht schießen! - oder schauen mit Gewehren hinter Autos hervor - schießen! Hier wie dort duellieren sich Polizisten mit ihrer eigenen Inszenierung, um sich auf die Tücken der Realität vorzubereiten. Fiktion als Training.

Der Schweizer Dokumentartheaterspezialist Stefan Kaegi (Rimini Protokoll) und die argentinische Autorin und Regisseurin Lola Arias entwickelten im Januar 2007 gemeinsam mit 17 brasilianischen Polizisten eine biografische Installation in São Paulo.  http://www.chacaraparaiso.net

In kleinen Gruppen begegneten die Zuschauer Polizisten in Zivil, Menschen mit Biografien voller Widersprüche. Jetzt kommen sechs von ihnen nach Deutschland und treffen dort ihre Münchner Gegenüber. SOKO São Paulo ist eine szenische Installation, in der brasilianische und deutsche Polizisten ihre Erfahrungen als Vertreter des Gesetzes rekonstruieren. In kleinen Zimmern zeigen sie Fotos und erzählen aus ihren Erinnerungen, als wären sie die Museumswächter ihres eigenen Lebens.

 

www.chacaraparaiso.net.br

mit: Isabel Cristina Amaro, Thago de Paula Santos Alves, Marcel Lima, Pedro Amorim, Sebastião Teixeira dos Santos, Ellana Gombes Viana Pires, Rudi Baier, Verena Kunze, Klaus Röschinger, Bennie Baumann, Johann Beck.

special guest: Günther Koch (Fußballreporter)


Produktion: SPIELART-Factory München
Koproduktion: ORTSTERMINE 2007, Kulturreferat der Landeshauptstadt München und Goethe Institut São Paulo.

Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes.